Ästhetische Bildung

„Der Staat kann nur so vollkommen sein wie der Bürger der ihn trägt.“
Friedrich Schiller

Am 25. und 26. November wählen die Lehrerinnen und Lehrer ihre Personalvertretung. Spätestens nach diesem Termin wird die Dauerdebatte über die so dringend notwendige Schulrefom erneut die Schlagzeilen füllen. Seit der Wiener Schulreform von Otto Glöckel in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich an den Inhalten der Diskussion wenig verändert und alle ExpertInnen sind sich darin einig, dass unser Bildungssystem dringenden Reformbedarf hat. BM Claudia Schmied wirkt in dieser Debatte hilflos. Dabei hätte sie alle nötigen Ressortkompetenzen gebündelt zur Verfügung. Bildung & Kultur!

Bereits im Jahr 1795 formulierte Friedrich Schiller in seiner Schrift „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ ein Bildungsparameter, die bis heute so modern geblieben sind, dass wir uns diese auch heute nur wünschen können. Das Konzept der „ästhetischen Bildung“ in die Bildungsdebatte des 21. Jahrhunderts einzubringen, könnte ein Anstoß für die verfahrene Situation sein.  Die Ideen von Friedrich Schiller müssten nach über 200 Jahren selbst für die konservativsten Kreise verständlich sein.

Gefühlsarmut und Urteilsschwäche sind Ausdruck mangelnder Bildung. Die Kunst ist ein vorzügliches Mittel, beiden Mängeln abzuhelfen. Das Konzept der ästhetischen Bildung, sinnliches und geistiges Erleben über die Kunst zu verbinden, trägt zu einem Ausgleich zwischen Intellektualität und Emotionalität bei und hat zum Ziel, Menschen zu selbstbestimmten, urteilsfähigen und freien Individuen zu bilden. Ästhetische Bildung fördert Offenheit, Kreativität und soziales Engagement. Nicht alles zu wissen, sondern Lösungen für Situationen selbstständig erarbeiten zu können ist Ziel der ästhetischen Bildung. Nicht was wir lernen, sondern wie wir lernen steht im Mittelpunkt des Interesses. Um diese Talente und Eigenschaften zu fördern, setzt das Konzept der ästhetischen Bildung intensiv auf die Vermittlung künstlerischer Inhalte und stärkt damit Vorstellungskraft und Wahrnehmung, selbständiges Denken, Erkenntnisfähigkeit und Urteilsvermögen.

Die politische Wirklichkeit sieht leider anders aus. Künstlerische Unterrichtsfächer wurden gekürzt und der soziale Stellenwert des Lehrerberufes hat massiv eingebüßt. Offensichtlich fehlt es in vielen Bereichen am politischen Willen, die Ausbildung von kritischen, selbstbestimmten Menschen zu fördern. In unserem Bildungssystem steht die Funktionalität des Menschen im Vordergrund, nicht die Ausbildung seiner Kreativität. John F. Kennedy brachte es auf den Punkt: „Es gibt nur eines was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung“.

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