Stoppt Google!
Wird Google zur exklusiven Bibliothek der Zukunft?
Seit einigen Monaten verwende ich die Suchmaschine https://www.ecosia.org. Ein Freund hatte mich dazu angeregt, zudem rettet die grüne Suchmaschine Regenwald.
Ende April 2009 brachte Democracy now! einen Beitrag über die Digitalisierungskampagne von Google in amerikanischen Bibliotheken. Jetzt wird das Thema auch in Europa brisant. Google möchte unter kräftiger Mitwirkung der EU Kommission, nunmehr auch auf europäisches Repertoire zugreifen. Geplant ist die Digitalisierung der Weltliteratur durch Google und der Aufbau der größten Onlinebibliothek der Welt. Aus öffentlichen Bibliotheken sichert sich die private Firma mit dem coolen Image exklusiven Zugang zu den digitalisierten Werken der Weltliteratur. Begrüßenswerte Entwicklung oder Grund zur Sorge? Gefährdung des freien Zugangs zu Wissen oder Segen durch den weltweit möglichen Zugriff auf Bücher über das Internet? Während die EU Kommission Google Schützenhilfe gibt, warnen zahlreiche Institutionen, darunter die IG Autoreninnen Autoren, vor möglichen Konsequenzen dieser Entwicklung.
What happened? Zunächst klingt ja alles ganz harmlos und begrüßenswert. Google digitalisiert auf eigene Kosten die Buchbestände von Bibliotheken wie der New York Public, der Stanford University Libraries oder The Oxford Library in England. In den vergangenen 5 Jahren hat Google Vereinbarungen mit den berühmtesten amerikanischen Bibliotheken abgeschlossen und bisher über 7 Millionen Bücher digitalisiert und online gestellt. 2005 klagten die Vereinigungen amerikanischer Autoren und Verleger Google wegen Urheberrechtsverletzungen. 2008 verglichen sich die Streitparteien mit der Zahlung von $ 125 Mio. Gegenstand des Streites waren jene Werke, die am Markt nicht mehr erhältlich, aber dennoch urheberrechtlich geschützt waren. Google verteidigte sich, durch die Digitalisierungen den Zugang zu vergriffenen Werken online zu ermöglichen. Vor allem aber will Google durch den erzielten Vergleich in einem 300 Seiten Vertrag Rechte an Büchern für seine Buchsuche und weitere Nutzungen nachträglich erwerben, die das Unternehmen bereits eingescannt hat und zum Teil noch urheberrechtlich geschützt sind.
Der rasante Aufstieg von Google in den letzten Jahren ist durchaus beeindruckend. Das Fortune Magazine kürte die Firma mehrfach zum „#1 Best Place to Work“, zur stärksten Marke und meistbesuchten Webpage der Welt. Google´s Mission „die Informationen der Welt zu organisieren, zugänglich und nutzbar“ zu machen klingt wunderbar und passt zum inoffiziellen Slogan der Firma „Don´t be evil“. Ein Schelm wer dabei böses denkt. Auch die symphatische Plattform YouTube gehört Google.
Kritiker hingegen warnen, dass das eigentliche Interesse von Google ein rein materielles sei. Exklusive Rechte an Millionen von Büchern kommen in einer virtuellen Welt der Zukunft, die auch ohne traditionelle Bibliotheken denkbar ist, einer Monopolisierung von Wissen gleich. Die Stadt Philadelphia hat angekündigt, mit 2. Oktober die öffentliche Bibliothek aus Kostengründen schließen zu müssen, wenn nicht zusätzliches Geld bereit gestellt wird. Der Anfang einer Entwicklung, die sich heute noch niemand vorstellen kann oder will?
Hier lohnt sich ein kurzer Exkurs zu einer interessanten Frage: womit verdient Google Geld? Ist doch beeindruckend: täglich rufen Millionen von Menschen die cool gestaltete, werbefreie Suchmaschine auf, um innerhalb von Sekunden gesuchtes oder ungesuchtes zu finden. Simples Design, nützliche Ergebnisse. Völlig kostenlos. Ohne Werbung. Dennoch ist Google eine der kommerziell erfolgreichsten Firmen der Welt. 2008 war der Umsatz von Google mit knapp $ 22 Milliarden gegenüber dem Vorjahr um schlappe 31,3% gestiegen. Fast 20,000 Menschen stehen im Dienste des Konzerns und Google notiert an der Wall Street im NASDAQ-100 Index. Laut eigenen Angaben verdient Google sein Geld zu 99% mit Werbung.
Sag mir wonach Du suchst und ich sage Dir wer Du bist.
„Werbung“ dürfte hier in einer neuen, mehrdimensionalen Definition gemeint sein, denn was Google hauptsächlich tut ist Daten sammeln. Individuelle Interessen aufgrund des Verlaufes von Suchabfragen über viele Jahre, Marktdaten von Konsumenten wie Interessen, Beruf, Kaufkraft, Kaufverhalten, einfach alles. Diese Daten werden schließlich verknüpft, ausgewertet und verkauft oder für gezielte Werbung verwendet. Google hat die Daten, individuelle Interessen von Konsumenten punktgenau treffen zu können. Mit der „DoubleClick“ Technologie und Google Analytics ist Google in der Lage, sehr präzise die Gewohnheiten von Konsumenten im Internet zu verfolgen und zu erfassen. Seit März 2009 verwendet Google “behavioral targeting“ basierend auf den Interessen von Konsumenten. Vergleichbar ist das mit der Empfehlungsliste von zB Amazon, die mittlerweile meinen Geschmack erschreckend präzise kennt und mir so gut wie ausschließlich Produkte vorschlägt, die ich ganz großartig finde. Also wo ist das Problem? werden sich jetzt vielleicht manche fragen.
Eine einzige private Firma, die mit Daten nicht nur eine Menge Geld verdient, sondern auch die einzige Organisation ist, die den Zugang zu Informationen kontrollieren kann? Klingt für meine Ohren doch etwas beängstigend, oder doch nicht? Was, wenn gewisse Werke plötzlich keine Suchergebnisse mehr bringen?
“If they get to be the library that the next generation grows up with, then they get to decide who has access to works, and if you happen to be reading a book, they’ll know about it.” Brewster Kahle, Founder of the non-profit online library, the Internet Archive.
Hier gibt es einen aktuellen Bericht zum Thema von Amy Goodman vom 29. September 2009.
super analyse! übrigens bringt google sehr wohl werbung. und wer google-ads zahlt, wird auch besser gerankt. da erfahrungsgemäß nur die ersten paar angezeigten ergebnisse angeklickt werden, hat das massive auswirkungen auf den informationsfluss im netz… noch einer von vielen aspekten…
dein vorzugsstimmenwähler 🙂
Da „das Internet“, oder sollte ich sagen, Google, nichts vergisst, wird man sich in nicht allzu ferner Zukunft an die Wenigen erinnern, die Google nicht als lustige und bunte Bonbonfabrik gesehen haben.
Google ist eine Datenkrake: wer in 15 Jahren, wenn Alles und Jeder digitalisiert ist, beliebig Macht ausüben will, tut das mit einem „Click“. Ich sehe Google als Bedrohung.
Ich werde wohl vom dummen User zum Hacker umschulen müssen, um mich in zehn Jahren vor das/die/dem Google halbwegs schützen zu können.
Viele Nutzer kennen Goolge nur als Suchmaschine und sehen die Gefahr nicht, die von Google zunehmend ausgeht. Google ist ein Unternehmen, das sein Monopolstellung am Markt ausnutzt und Monopole sind immer gefährlich.
Google kennt das alter ego des Nutzers, es kennt die individuellen Interessen und Bedürfnisse seiner Nutzer aufgrund der Suchabfragen genau, denn es ist eine Datenkrake, welche die Nutzerdaten gezielt ausspioniert, analysiert, zu Nutzerprofilen aufbereitet und schliesslich an Werbefirmen weiterverkauft.
Konkurrenz zu Goolge und auch zu Yahoo ist eindeutig eine Bereicherung für das Internet und seiner gefährdeten Nutzer. Es wird höchste Zeit, dass diese Konkurrenz zu Google entwickelt und auf dem digitalen Markt zum Wohle der Nutzer durchgesetzt wird.
auch das noch…: http://orf.at/stories/2026810/2021479/