Replik auf Fleischhackers Artikel „Die Rache der Präsidentinnen“, Die Presse 31.5.2008

Der Leitartikel von Michael Fleischhacker „Die Rache der Präsidentinnen“ in der Presse vom 31.Mai 2008 hat mir einen kalten Schauer über den Rücken gejagt. Nicht etwa, weil mir der vermeintliche Wahrheitsgehalt des Artikels erst durch dessen Studium erkenntlich wurde. Vielmehr hat mich die Sprache des Artikels mit Ihrer abschließenden Forderung nach dem Rücktritt der 3 Präsidentinnen, ja – schockiert! Welches Verständnis von Demokratie und welcher Respekt unseren demokratischen Einrichtungen gegenüber verleitet Fleischhacker zu Formulierungen, wie vom Parlament als „steinernes Aufwachzelt“ zu sprechen? Wo sind wir hingeraten, wenn der Chefredakteur einer immerhin führenden Österreichischen Tageszeitung die Gewaltentrennung von Parlament als Legislative und Regierung als Teil der Exekutive als „netten Witz“ abtut? Kritik an parlamentarischen Vorgängen ist wichtig und oft auch sehr berechtigt. Radikalität beginnt aber nicht mit Taten, sondern sie beginnt mit der Sprache. Daher ist es mir ein Anliegen, Herrn Fleischhacker mitzuteilen, dass ich diese Wortwahl und die Abfälligkeit mit der dieser Leitartikel formuliert wurde, ablehne. Ich möchte daran erinnern, dass unsere Geschichte den Rücktritt aller drei Parlamentspräsidenten kennt. Die Lücke, die sie am 4.März 1933 hinterließen, hat Engelbert Dollfuss „prächtig ersetzt“ und damit den Austrofaschismus begründet.

zum Originalartikel: Die Presse


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