Nestroy Preis 2009 – eine Nachlese

Vergangenen Montag wurden im Circus Roncalli die Nestroy Preise 2009 „verteilt“, wie das launige Moderatorenduo Christoph Wagner-Trenkwitz und Nicolaus Haag meinte. Noch ganz unter dem Eindruck des ebenfalls 10 Jahre alten Amadeus Preises für die Musikbranche war ich natürlich besonders gespannt, wie sich die Theaterwelt vergleichsweise inszenieren wird. Schon beim Andrang vor dem Zelt wurde klar, dass sich an diesem Abend das „Who is who“ der österreichischen Bühnen einstellen wird. Kaum ein bekanntes Gesicht aus Film, Fernsehen und Bühne, das sich diesen großen Zirkus entgehen lassen wollte.

Die Veranstaltung und der Abend kann als absolut gelungen bezeichnet werden. Das Publikum erlebte einen kurzweilig gestalteten Ablauf, abwechslungsreich mit Einlagen aus dem Programm des Zirkus Roncalli gemischt, mit vielen berührenden, originellen und emotionalen Höhepunkten.

„Wenn die reichen Leut nit wieder Reiche einladeten sondern Arme, hätten alle genug zu essen“ Johann Nestroy
Den Nestroy Preis für sein Lebenswerk nahm Otto Tausig, nach einer etwas eigenwilligen Laudatio von Gerhard Klingenberg, mit standing ovations entgegen um sofort das Spendenkörberl für seinen Entwicklungshilfeklub zugunsten von Straßenkindern herumgehen zu lassen. Birgit Minichmayr wurde gleich 2 mal ausgezeichnet und ein Nestroy ging für das Jelinek Stück „Rechnitz (der Würgeengel)“ an die Münchner Kammerspiele.  Die meisten Preisträgerinnen und Preisträger waren sichtlich gerührt, der Preis scheint im deutschsprachigen Raum mittlerweile doch einiges Gewicht zu haben.

Seitenhiebe auf die Kulturpolitik und auf die kritischen Verhältnisse mit denen Theater in Wien oft zu kämpfen hatte wollten sich die Moderatoren offensichtlich auch nicht verkneifen. Die zynische Bemerkung, Wien sei ein Eldorado für zeitgenössische Autoren sorgte für einen der besten Lacher des Abends, während Mailath-Porkorny in einer sehr lustigen Spontaninszenierung Gelegenheit bekam zu beweisen, dass er kein Talent zum Schauspieler besitzt. Muss er ja auch nicht.

Interessant auch wie gering die Durchmischung der Musik- & der Theaterszene in diesem Land ist. Kaum MusikerInnen beim Nestroy, kaum SchauspielerInnen beim Amadeus. Dabei könnten beide so voneinander profitieren. Im Gegensatz zum Amadeus übertrug der ORF den Nestroy live auf TW1 und zeitversetzt in einer Zusammenfassung auf ORF2.  Im Anschluss lud der Bürgermeister, der sich durch seinen Kulturstadtrat vertreten ließ, in den großen Rathaussaal, wo ein sichtlich gut gelauntes Publikum noch lange den Abend ausklingen ließ. Bemerkenswert, dass wir (Madeleine Petrovic und ich) bei dieser für die Kulturszene so wichtigen Veranstaltung keine anderen Grünen getroffen haben.

Dem Amadeus wünsche ich für 2010 jedenfalls ein Scheibchen dieser professionellen Veranstaltung und des Glamours, den der Nestroy 2009 hatte.

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