Nachlese Zukunftskongress 2014 im Gartenpalais Schönborn.

Matthias Horx beim Zukunftskongress in der Josefstadt

 

Man weiß ja im Vorfeld nie so ganz genau, wie Veranstaltungen, die man plant und umsetzt, angenommen – und wie sie sich entwickeln werden. Umso erfreulicher war der von Grünen Josefstadt, Neubau und Wieden gemeinsam veranstaltete Zukunftskongress am 10. Mai 2014 im Volkskundemuseum.

Bei feinstem direct trade Kaffee vom Kaffee Modul und den großartigen Strudeln von der Konditorei Adamec begann sich der Garten des Palais Schönborn schon ab 9:30 mit interessierten TeilnehmerInnen zu füllen und pünktlich um 10:30 startete die Veranstaltung zur Einstimmung & Begrüßung mit dem Video „Happy in Vienna“. Das Video macht einfach gute Laune und zeigt, wie schnell Zukunft Wirklichkeit werden kann. Obwohl das Video erst wenige Wochen alt ist, wirkt es wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Heute drängen sich an einem schönen Tag über 100,000 Menschen durch die Mariahilferstraße und die Frage nach dem Radfahren hat sich erübrigt. Es gibt sowieso kein Durchkommen mit dem Rad vor lauter Menschen!

Nach einer kurzen Begrüßung durch die VeranstalterInnen Alexander Spritzendorfer, Gerti Brindlmayer und Barbara Neuroth präsentierte Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou vor rund 100 interessierten ZuhörerInnen ihre 5 Thesen zur Stadt und erntete viel Zuspruch für ihre Ausführungen.

Christoph Chorherr (Video seiner Rede) verzichtete auf eine Powerpoint Präsentation und mit seinem lebhaften Vortrag gelang es ihm, die Bilder bei den ZuhörerInnen im Kopf entstehen zu lassen. Seine zentrale Botschaft: die Herausforderung für die Zukunft der Stadt ist es, leistbares Wohnen für alle zu gewähleisten.

Petra Jens, FußgängerInnenbeauftragte der Stadt Wien blickte über den Wiener Tellerrand und führte die TeilnehmerInnen mit ihrem Vortrag zu einigen internationalen best-practice Beispielen in andere europäische Städte.

Mit Spannung wurde der Vortrag des Trend- & Zukunftsforschers Matthias Horx erwartet und die hohen Erwartungshaltungen wurden mehr als erfüllt. In seinem knapp 40-minütigen Vortrag mit dem Titel „Zukunft Stadt –  wie die große Urbanisierung unser Leben verändert“ spannte Horx einen Bogen aus der Vergangenheit in die Zukunft, vertrat dabei die These, dass Zukunft sehr wohl beschreibbar ist und zitierte einige visionäre Konzepte aus der Vergangenheit, die heute Realität sind. Horx outete sich als Hochhausfan und entführte ein gespannt lauschendes Auditorium zu Utopien, die heute bereits Realität sind.

Die Reaktionen auf die geballte Ladung Wort & Input des Vormittags waren geradezu euphorisch und voller Motivation und Tatendrang drängten sich die BesucherInnen am veganen Buffet von Deli Bluem, das selbst von überzeugte Hofstätter-Fans gelobt wurde. Wobei ich gelernt habe, dass der Begriff „vegan“ lieber vermieden wird, um Vorurteilen zu entgehen. Also heißt es natürlich, frisch, saisonal, biologisch, pflanzlich, köstlich. Und das war es auch! Unter diesen Voraussetzungen werde ich auch immer mehr zum Veganer. Wobei ich bei z.B. Honig gar nicht mit kann. Auf den mag ich nicht verzichten und mein Honig vom Bauern ist 100x ökologischer, als Agavensirup aus Mexiko zu importieren.

Nach der köstlichen Mittagspause ging es am Nachmittag in 3 Arbeitsgruppen (Mobilität, Generationen und öffentlicher Raum) auf die Ebene des politisch Umsetzbaren. Was bedeutet das am Vormittag gehörte für konkrete Projekte im Bezirk. Wo sind die Bedürfnisse der Menschen, wo sind sie abholbar und welche politischen Entscheidungen erfordert es, um der Zukunft der Stadt gerecht werden zu können.

Hier sind jeweils kurze Zusammenfassungen von den Ergebnissen dieser Arbeitsgruppen:

 

 


 

 

 

 

 

 

 

Maria Vassilakou, Matthias Horx, Gerti Brindlmayer, Christoph Chorherr, Petra Jens, Alexander Spritzendorfer, Barbara Neuroth

AG öffentlicher Raum (Moderation Barbara Neuroth)

Es gilt den öffentlichen Raum von der Dominanz der stehenden Autos (und anderen Hässlichkeiten) zu befreien, er soll vermehrt

  • konsumfrei (Schanigärten ohne Kaufzwang wie in San Francisco,  aus Petra Jens’ Vortrag)
  • Identifikationsstätte im Bezirk/Grätzel darstellen
  • muss als städtischer Platz nicht unbedingt begrünt sein
  • Grün in die Stadt durch Baumpflanzungen bringen (falls aufgrund von Einbauten unmöglich, können auch Baumpflanzungen mitten auf der Straße überlegt werden) es gibt viele ungenutzte Flächen
  • als Ort der Begegnung und Kommunikation (des Protest) dienen

Partizipation heißt BürgerInnen-Beteiligung, der gute Information vorrangehen muss. Abstimmen ist für andere Parteien Feigenblatt oder bewusst eingesetzter Hemmschuh.

Mehr Mut den öffentlichen Raum zu gestalten und in Besitz zu nehmen. „Das geht nicht“, soll von uns Grünen nicht als Ablehnung akzeptiert, sondern als Auftrag angenommen werden.

 


AG Generationen (Moderation Birgit Meinhard-Schiebel)

Generationen sind im Wandel.
Eine zukunftsorientierte Stadt muss in ihrer Gestaltung dafür Sorge tragen, dass Jung und Alt in ihr barrierefrei leben können.

Barrieren sind nicht nur gleichzusetzen mit baulichen Barrieren. Eine integrative Stadt, eine kreative Stadt hat weder Barrieren im Kopf, noch in der Mobilität, auch nicht in der Bildung und beim Wohnen.

Die Vielfalt einer wachsenden Metropole wie Wien findet sich auch in der Diversität der Generationen, die in ihr leben – bis zu 5 Generationen werden 2025 zugleich in ihr vorhanden sein und unterschiedlichste Bedürfnisse haben. Ihnen eine Lebenswelt zu schaffen, die Wien zur attraktivsten Metropole Europas machen ist eine Herausforderung, die wir mit Grünen Ideen und Konzepten beantworten werden.

Der Grüne Zukunftskongress war die Einladung dazu, das Thema GENERATIONEN zu diskutieren und für die nächsten Schritte vorzubereiten.

 


AG Mobilität (Moderation Gerti Brindlmayer)

Hier kristallisierten sich folgende Themenbereiche heraus:

1.) Welche Möglichkeiten gibt es, sowohl den ruhenden als auch den fließenden motorisierten Individualverkehr zu reduzieren, aber gleichzeitig aber den notwendigen (Wirtschafts)Verkehr zu ermöglichen?

Für den fließenden Verkehr wurde als eine Maßnahme die Einführung der City Maut angesprochen, die den notwendigen Wirtschaftsverkehr ermöglichen, den nicht notwendigen Individualverkehr aber massiv reduzieren soll. Bezüglich dem ruhendem Verkehr wird die Einführung der AnrainerInnenplätze teilweise auch kritisch gesehen, weil es dadurch vielen Kfz- BesitzerInnen erleichtert wird, einen Stellplatz im öffentlichen Raum zu finden und sie nicht die Notwendigkeit sehen, einen Garagenplatz in Anspruch zu nehmen.

2.) Soll über Verkehrsberuhigungsmaßnahmen abgestimmt werden?

Dieses Thema wurde durchaus kontroversiell diskutiert. Einigkeit herrschte darüber, dass durch soziale Medien und eine stark wahrnehmbare Steigerung von Partikularinteressen eine objektive Information immer schwieriger wird. Darüber hinaus wird Meinung von Medien oft gemacht. Konsens herrscht darüber, BürgerInnen bereits frühzeitigin Projektideen einzubinden und eine echte BürgerInnenbeteiligung zu ermöglichen. Die Frage, ob am Ende eines solchen Prozesses die betroffene Bevölkerung über das Projekt mit einer Ja/Nein Frage abstimmen soll, wird, aufgrund der zuvor angeführten Partikularinteressen, die oft im Widerspruch zu Gemeinschaftsinteressen stehen, kritisch gesehen.
Am Ende des Zukunftskongresses reflektierte Christoph Chorherr in überaus erfrischender und unterhaltsamer, wenn auch inhaltlich ernster Art & Weise die Ergebnisse der Arbeitsgruppen und gegen 16 Uhr verließen die letzten TeilnehmerInnen inspiriert und zufrieden den 1. Zukunftskongress in der Josefstadt.

No Responses to “Nachlese Zukunftskongress 2014 im Gartenpalais Schönborn.”

  1. Honzo sagt:

    Hallo Alexander,
    „Heute drängen sich an einem schönen Tag über 100,000 Menschen durch die Mariahilferstraße und die Frage nach dem Radfahren hat sich erübrigt. Es gibt sowieso kein Durchkommen mit dem Rad vor lauter Menschen!“
    Also bitte… ich war gestern in der Mahü, es war trüb, kühl, es regnete aber nicht mehr – die Leute drängten sich auf den Gehsteigen vor den Auslagen!
    Fast niemand ging auf der Fahrbahn!
    Dafür werden nächste Woche die RadlerInnen überhaupt ausgesperrt!?
    http://honzosblog.wordpress.com/2014/05/18/radverkehr-gering-schatzen/

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