Frost / Nixon

Das Bild, als Richard Milhous Nixon am 9. August 1974 zum letzten Mal den Präsidentenhubschrauber „Marine One“ bestieg, ging um die Welt. Am Vorabend hatten rund 400 Millionen Menschen weltweit seine Abschiedsrede verfolgt, nachdem der 37. Präsident der Vereinigten Staaten aufgrund des Watergate-Skandals das Amt niederlegte. Mit seinem Rücktritt kam er dem bereits laufenden Amtsenthebungsverfahren zuvor.

Die Geschichte nahm am 17. Juni 1972 mit dem Einbruch in das Hauptquartier der Demokratischen Partei im Watergate Office Building ihren Anfang. Fünf Einbrecher wurden auf frischer Tat ertappt. Vor dem Haftrichter trugen die Beschuldigten Anzug und Krawatte, was „ungewöhnlich für einen Durchschnittseinbrecher“ gewesen sei, wie der junge Reporter der Washington Post, Bob Woodward bemerkte. Als der Richter von einem der Einbrecher wissen wollte, wo er denn arbeite, konnte man die geflüsterte Antwort erst auf Nachfrage verstehen: „CIA“, antwortete James McCord. Damit nahm einer der spektakulärsten Skandale der amerikanischen Geschichte seinen Anfang. Er sollte nicht nur Richard Nixon das Amt des Präsidenten kosten, sondern auch zum Synonym für jegliche Art von Skandal werden, die seither allesamt das Suffix „-gate“ erhalten.

Nixon hatte Whistleblower verfolgt, bedroht und verleumdet, hatte seine Verwicklung in den Einbruch in Parteizentrale der Demokraten vertuscht, seine Macht als Präsident missbraucht und das amerikanische Volk betrogen.

Noch im November 1972 wurde Nixon mit überwältigenden 60,7% als Präsident wiedergewählt. Er hätte die Wahl gegen den farblosen Demokraten, Senator George McGowan wohl auf jeden Fall gewonnen. Doch „Tricky Dick“, wie Nixon auch genannt wurde, wollte sich nicht alleine auf faire Wahlen verlassen. Nun war der Geist aus der Flasche und sämtliche Versuche den Watergate-Skandal zu vertuschen scheiterten – nicht zuletzt Dank eines Whistleblowers, der die Presse mit Insiderinformationen belieferte. Mark Felt, ein hochrangiger FBI-Ermittler, war der Öffentlichkeit bis zum Jahr 2005 nur unter dem Decknamen „Deep Throat“ bekannt gewesen.

Schließlich waren es seine republikanischen Parteigenossen, die Nixon zunehmend die Gefolgschaft kündigen und Aufklärung fordern. Die Frage des republikanischen Senators Howard Baker „Was wusste der Präsident und wann wusste er davon?“ wurde Stück für Stück beantwortet, bis selbst der erzkonservative Senator Barry Goldwater meinte, Nixon habe zu oft gelogen. „Nixon sollte seinen Arsch aus dem Weißen Haus kriegen – noch heute.“

Aber erst nachdem der Oberste Gerichtshof der USA die Herausgabe der Tonbandaufzeichnungen anordnete und durchsetzte, erfuhren die Amerikaner die volle Wahrheit über Richard M. Nixon.

Als im März 1977 David Frost und Richard Nixon zum Interview Platz nehmen stehen einander zwei völlig unterschiedliche Erwartungshaltungen gegenüber: Hier der junge smarte britische Sunnyboy und Talkshow-Moderator ohne politisches Gewicht aber doch mit der Ambition dem Präsidenten vor laufender Kamera jenen Prozess zu machen, dem er durch die Amnestie Gerald Fords entgangen war. Dort der mit allen Wassern gewaschene aber zutiefst gekränkte „Tricky Dick“, der die Gelegenheit wahrnehmen möchte, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf seine Leistungen und Errungenschaften zu lenken.

Zunächst ging Nixons Kalkül auf, doch am letzten Tag der Aufnahmen, für die David Frost rund 2 Millionen Dollar ausgegeben hatte, wendete sich das Blatt…….

 

 

 

 

 

Richard M. Nixon war der bisher einzige amerikanische Präsident, der durch ein Amtsenthebungsverfahren gezwungen wurde, zurückzutreten. Fast 50 Jahre später ist der amtierende amerikanische Präsident mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert. Nach Andrew Johnson, Richard Nixon und Bill Clinton wird Donald Trump der vierte Präsident der amerikanischen Geschichte werden, der sich einem „Impeachment“, einem Amtsenthebungsverfahren stellen muss. Mittlerweile erheben bereits zwei Whistleblower aus Geheimdienstkreisen schwere Vorwürfe gegen den amtierenden Präsidenten Donald J. Trump.

 

 

„Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich“.

Die auffallenden Parallelen zwischen dem Amtsverständnis Nixons und Trumps verleihen „Frost / Nixon“ eine geradezu erschreckende Aktualität. Das von Peter Morgan 2009 verfasste Theaterstück darf als Einladung verstanden werden, sich mit der Geschichte zu beschäftigen und sich auf die spannende Suche nach Übereinstimmungen und Abweichungen zur heutigen Situation zu begeben.

Roger Stone, einer der engsten Berater Donald Trumps posiert stolz mit seinem Richard Nixon Tatoo.

„One worrying difference between Watergate and now is that the quality of people in government service and the quality of people in Congress has declined sharply.“

Charles Ferguson

(Academy Award winning Director of „Watergate – Or: How we learned to stop an out of control president.“)

Roger Stone

Get me Roger Stone (Trailer)

How Nixonian is Donald Trump?

 

 

Frost / Nixon in der Freien Bühne Wieden: Premiere ist am 22. Oktober, gespielt wird bis 9. November 2019.

 

 

Leave a Reply