Eiertanz um Tempo 30

Es war schon ein ganz besonderer Eiertanz, den ÖVP und SPÖ rund um die geplante Überprüfung von Tempo 30 in der Josefstädterstraße aufgeführt haben. Am Ende haben sie zusammen mit der FPÖ unseren Antrag auf Überprüfung von Tempo 30 in der Josefstädterstraße abgelehnt. Mich erinnert das an eine Geschichte eines christlichsozialen Politikers aus dem Appenzell der 70er Jahre. Zum Thema Frauenwahlrecht meinte er damals, es werde früher oder später sowieso kommen, aber ihm sei lieber, es komme später. Das war zumindest ehrlich. „Tempo 30 auf der Josefstädter Straße würde für mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer und weniger Straßenlärm sorgen.“ so die Bezirksvorsteherin auf ihrer Facebookseite. Warum stimmt die ÖVP dann dagegen? In der Mobilitätskommission vergangenen Donnerstag (10. Januar 2019) haben ÖVP, SPÖ und FPÖ gegen eine Überprüfung der Möglichkeit gestimmt, Tempo 30 auf der Josefstädterstraße einzuführen. Die ÖVP hätte die Überprüfung mit den Stimmen der Grünen auch mehrheitlich beschließen können, doch offensichtlich kam es bei den Schwarzen zu einem Gesinnungswandel.

Wer unter der Lärmbelastung durch Verkehr leide, sei selber schuld und solle sich halt eine andere Wohnung suchen, so sinngemäß die Position einer ÖVP-Mandatarin in der Mobilitätskommission. Ausserdem wollen  Wirtschaftskammer und Wiener Linien, dass alles so bleibt wie es ist. In Wien dauern die Dinge halt etwas länger.

Dabei ist die Faktenlage erdrückend: Berlin, Bristol, Buxtehude, Darmstadt, Edingburgh, Freiburg, Göreborg, Helsinki, Hull, London, Madrid, Oxford, Zürich. Alle diese Städte haben Tempo 30 nicht nur verordnet, sondern die Entschleunigung des Straßenverkehrs auch wissenschaftlich begleitet.

Das Ergebnis:

  • Geringere Unfallhäufigkeit
  • Geringes Verletzungsrisiko bei Unfällen = mehr Sicherheit auf allen Wegen & Schulwegen = Erhöhung Verkehssicherheit
  • Weniger Lärm (bis zu -10 Dezibel lt. Deutschem Bundesumweltamt)
  • Weniger Emissionen, weniger Abgase
  • Bessere Bedingungen für Rad fahrende und zu Fuß gehende (geringere Geschwindigkeiten erfordern einen geringeren Fahrbahnquerschnitt)
  • Das Queren der Straßen wird leichter
  • Die Zufriedenheit der AnwohnerInnen steigt

Eine auf Faktenlage basierende Politik, die im Interesse ihrer Bewohnerinnen und Bewohner agiert, kann diese Argumente auf Dauer nicht ignorieren!

Hier geht es zur Studie des Verkehrsclub Deutschland von 2012 (!) und wer sich noch exakter informieren möchte, findet hier die Studie „Wirkungen von Tempo 30 an Hauptverkehrsstraßen“ vom deutschen Bundesumweltamt. Und wenn Sie ein schönes Beispiel suchen, was alles beschlossen werden kann, ohne auch nur einen Augenblick daran zu denken irgendetwas davon umzusetzen, dann lesen Sie die vielen schönen Worte im „Masterplan Mobilität für die Josefstadt“. Nicht das Erreichte zählt, sondern da reicht das Erzählte! Hier geht zur Studie der TU Wien (DI Ulrich Leth).

Wie sehen Sie das Thema? Schreiben Sie mir an alexander.spritzendorfer@gruene.at wenn Sie immer noch gegen Tempo 30 sind, oder noch besser schreiben Sie an die Bezirksvorsteherin post@bv08.wien.gv.at wenn auch Ihnen die Entschleunigung zu langsam geht! Oder um es mit den Worten unserer Bezirksvorsteherin zu sagen: „Für mich ist es unverständlich, wie eine Umweltstadträtin (gemeint ist die SPÖ-Umweltstadträtin von Wien Ulli Sima) das (gemeint ist Tempo 30) nicht unterstützen kann……. die Kinder müssen uns doch wichtiger sein.“

Für mich wiederum ist der Eiertanz, den die Bezirksvorsteherin bei Tempo 30 für die Josefstadt aufführt, unverständlich!

Aber vielleicht lassen Sie sich ja von diesen Hinweisen inspirieren, nach dem Motto „wann haben Sie das letzte Mal Ihre Meinung geändert“.

Helga Kromp-Kolb/Herbert Formayer „+2 Grad Warum wir uns für die Rettung der Welt erwärmen sollten“
Yuval Noah Harari „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“
oder ganz aktuell zum Nachhören: Gregor Sieböck über das Genießen der Langsamkeit im Leben und darüber neue Wege zu gehen: https://oe1.orf.at/programm/20190113

One Response to “Eiertanz um Tempo 30”

  1. Erik sagt:

    Es gehört T30 nicht nur in der Josefstädterstr., sondern im ganzen Bezirk – außer an den Randstraßen 2er-Linie, Gürtel, usw. – obwohl man bei der Lerchenfelderstr. auch drüber dikutieren kann.
    Der Zeitverlust bei der Bim liegt im Sekundenbereich da sie ohnehin max. 40 fährt. Das lässt sich mit modifizierter Ampelsteuern auch noch verbessern.
    Beim 14A hat es ja auch funktioniert – oder ist da jetzt Chaos?

    Was sind denn die Gegenargumente?

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