Aktuelles aus dem Bezirk. August 2014.

Es bedarf schon einer besonderen „Chuzpe“ den Beitritt zur Internationalen Charta für das Gehen „Walk21“ zu beschließen und gleichzeitig einen der schmalsten Gehsteige der Josefstadt in der Lange Gasse so belassen zu wollen, dass keine zwei Menschen, geschweige denn Kinderwägen, aneinander vorbeikommen. Und das alles für den Erhalt von 18 Autoparkplätzen! Wägen sind der ÖVP offensichtlich wichtiger als Kinderwägen. Dabei kennen alle BezirkspolitikerInnen die Zahlen: 65% der BewohnerInnen der Josefstadt haben kein Auto, Tendenz steigend. Die Anzahl der angemeldeten KFZ nimmt jährlich um rund 50 Autos ab. Alternative Angebote wie Carsharing oder Car2Go werden zunehmend in Anspruch genommen. VerkehrsexpertInnen der Stadt Wien sagen aufgrund der wachsenden Stadt einen Anstieg des motorisierten Individualverkehrs um 13% voraus, falls keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden. Die „Nullvariante“ in der Lange Gasse zu favorisieren fällt zweifellos unter „keine geeignete Maßnahme“.

Ich habe in einem Schreiben an die Klubobleute unsere grüne Position zur Befragung festgehalten. Eine solche „Plazebobefragung“, die die Anliegen der BürgerInnen völlig ignoriert und lediglich den Zweck hat, den eigenen politischen Willen zu legitimieren lehnen wir ab! Völlig rat- & ahnungslos ist dafür auch keine legitime Rechtfertigung. Die Gasse im Bestand sanieren zu lassen war bereits 2011 geplant. Wofür hat die Bezirksvorsteherin diese Arbeiten 2011 stoppen lassen, wenn sie 2014 immer noch alle alternativen Gestaltungsmöglichkeiten ablehnt?

Die Initiativen, die sich zum Teil seit Jahrzehnten um eine Verkehrsberuhigung der Lange Gasse bemühen werden düpiert, ignoriert und hingehalten. Die Ideen, Vorstellungen und Wünsche dieser Initiativen, die weit über 1.000 Unterschriften für ihre Anliegen gesammelt haben, werden beiseite geschoben und finden sich in keiner der beiden Planungsvarianten wieder, zwischen denen sich ein Teil der AnwohnerInnen jetzt entscheiden sollen. Das die Möglichkeiten für eine Verbesserung des öffentlichen Raums, breiteren Gehsteigen, niveaugleiche Ausgestaltung für z.B. den Biomarkt und andere Nutzungsmöglichkeiten zugunsten einiger weniger Parkplätze seitens der ÖVP so konsequent abgelehnt wird, ist wohl nur mit dem „Auto im Kopf“-Symptom zu erklären, das der Verkehrsplaner Hermann Knoflacher beschreibt.

No Responses to “Aktuelles aus dem Bezirk. August 2014.”

  1. Willy Duscha sagt:

    Lange Gasse: Bin ganz bei Euch – hoffentlich könnt Ihr das finalisieren!
    Liebe Grüße
    Willy

  2. Wolfgang Wieninger sagt:

    Ein merkwürdiges Demokratieverständnis.

    Eine Bürgerbefragung, die alle möglichen Varianten zur Auswahl stellt, ist für Sie
    eine “Plazebobefragung”, die die Anliegen der BürgerInnen völlig ignoriert…?

    Eine Befragung, die nur die den GRÜNEN genehmen Varianten enthält,
    wäre also eine „richtige“ Befragung?

    Sie gehen scheinbar davon aus, dass die „Nullvariante“ mehrheitlich
    angenommen wird, wenn sie in die Befragung aufgenommen wird.
    Sollten Sie in diesem Falle Ihren geharnischten Unmut nicht eher
    direkt gegen die Wähler richten?
    Schliesslich haben die Ihnen ggf. die Ihnen nicht genehme Antwort gegeben,
    die von Ihnen so scharf kritisierte ÖVP will nur die Frage stellen.

    Ich kritisiere nicht das Projekt an sich, sondern Ihre Vorgangsweise.
    Ich finde, dass die Anrainer befragt werden sollten,
    und das möglichst ohne Gängelung.

Leave a Reply