AIG – im Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Wenn Manchester United am 27.Mai gegen Barcelona ins Stadion einlaufen wird, werden ein paar gut gelaunte amerikanische Manager das Champions League Finale von Ehrenplätzen aus verfolgen. Auf den Trikots der groß aufspielenden ManU Kicker wird unübersehbar das „AIG“ Logo auf der stolz geschwellten Brust zu sehen sein. Immerhin lässt sich die „American International Group, Inc.“ das Sponsoring des renommierten Clubs € 61 Millionen pro Jahr kosten. Ein paar VIP Tickets für die Leistungsträger werden da schon drin sein. Den Flug nach Rom werden sich die Manager auch gerade noch leisten können. AIG hat für das Jahr 2008 Prämien in Höhe von $ 454 Millionen ausbezahlt. Jetzt könnte man natürlich sagen, dass Manager, die es fertig gebracht haben, über $ 200 Milliarden „bailout“ money, also Steuergeld von der amerikanischen Regierung zu bekommen, diese Prämien allemal wert sind. Immerhin handelte es sich um die größte finanzielle, staatliche Unterstützung für ein privates Unternehmen in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Der Hals der Amerikaner schwoll bereits Ende März 2009 erstmals an, als AIG bekannt gab, Prämien in Höhe von $ 180 Millionen zu bezahlen. Da musste selbst Barack Obama schlucken und faselte moralisch hochwertig etwas von freiwilligem Verzicht. Die Namen jener Manager die in den Genuss der Zahlungen gekommen sind, wollte AIG aus Rücksicht auf die Sicherheit dieser Personen nicht nennen. Man fürchtete um das Leben jener AIG Manager, die 2008 mit $ 100 Milliarden Miese den höchsten Verlust der Wirtschaftsgeschichte auf das krisengeschüttelte Parkett gelegt hatten. (http://is.gd/xj2A)

Seit Dezember 2007 haben im Zuge der Wirtschaftskrise 5,1 Millionen AmerikanerInnen ihren Job verloren. 3,3 Millionen davon allein in den letzten 5 Monaten. Schlagzeilen wie jene von AIG müssen diese Menschen auf eine harte Geduldsprobe stellen. (http://is.gd/6Biu) Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie lange der soziale Frieden noch halten wird.

Atemberaubende Prämienzahlungen waren aber nur ein Verwendungszweck der staatlichen Fördergelder. Kaum waren $ 85 Milliarden Staatshilfe eingetroffen, stütze AIG die von ihr versicherten großen Banken und deren Ausfälle durch vergiftete Derivate mit Milliardenzahlungen aus den soeben erhaltenen Steuergeldern: $ 8,5 Milliarden an Barclays, $ 13 Milliarden an Goldman Sachs, $ 5 Milliarden an die UBS, sowie Zahlungen in Milliardenhöhe an die Bank of America, Merrill Lynch, JP Morgan Chase oder Morgan Stanley. „Backdoor bailout“ nennen das die Amerikaner. Seit Ende März beschäftigen diese Zahlungen auch den New Yorker Oberstaatsanwalt Andrew Cuomo.

Besonders pikant ist dabei die Zahlung an die Schweizer UBS Bank. Laut der US Behörde IRS (Internal Revenue Service) war das traditionsreiche Schweizer Bankhaus UBS aktiv daran beteiligt, rund $ 20 Milliarden am amerikanischen Fiskus vorbeizuschleusen. Am 18. Februar 2009 gestand UBS ein, amerikanisches Steuerrecht verletzt zu haben und erklärte sich vor einem Gericht in Florida zu einer Strafzahlung in Höhe von $ 780 Millionen bereit. Die Namen der 50,000 Superreichen mit UBS Konten, die in das Visier der amerikanischen Steuerbehörden geraten waren, gab UBS nicht preis. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wären viele bekannte Namen auf dieser Liste. (http://is.gd/xjwq)

Die amerikanischen SteuerzahlerInnen haben über AIG die Strafzahlungen für die Steuervermeidungspraktiken der Superreichen selbst bezahlt.

Durchaus möglich, dass am 27. Mai Fernsehbilder überglücklich jubelnder Menschen in AIG Trikots millionenfach in die Wohnzimmer von uns VersicherungsnehmerInnen übertragen werden. Durchaus möglich, dass zur gleichen Zeit einige Manager auf der Ehrentribüne ein paar Meter weiter zufrieden mit einem Gläschen Champagner anstoßen werden. Spätestens dann ist die Krise zumindest für einen Augenblick vergessen und mit einem zufriedenen Gefühl der Normalisierung können sich die AIG Manager in ihr 5 Stern Hotel zurückziehen, bevor es in der Business Class zurück nach Hause geht. Ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

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