Die Zukunft der Lerchenfelder Straße

Alle Bemühungen zur Aufwertung der Geschäftsstraße werden durch den Verlust von Geschäftslokalen zugunsten von Garageneinfahrten zunichte gemacht.

Bereits 2007 haben die Bezirke 7 & 8 – damals gemeinsam mit der Stadt Wien – das Projekt „Lebendige Lerchenfelder Straße“ ins Leben gerufen, um die schöne und traditionsreiche Einkaufsstraße aufzuwerten. Die ÖVP Josefstadt stimmte damals gegen dieses Projekt (ÖVP: dagegen!). Neben der Vernetzung von AnrainerInnen, Wirtschaft, Politik und Verwaltung, zahlreichen Kulturprojekten und Öffentlichkeitsarbeit haben viele kleine Gestaltungsmaßnahmen die Aufenthaltsqualität in der Lerchenfelderstraße merklich verbessert. Gehsteigvorziehungen erleichtern das Queren, etliche neue Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein und bieten vor allem weniger mobilen Menschen Gelegenheit zur Rast. Es gab auch Ideen und Vorschläge, durch sanfte Änderungen der Verkehrsorganisation die von AnrainerInnen oft beklagte Belastung durch den motorisierten Individualverkehr (MIV) zu reduzieren. Diese scheiterten entweder an den zuständigen Verwaltungsdienststellen oder fanden keine politische Mehrheit.

Schließlich setzte der Bezirk 2013 ein deutliches Zeichen und sprach sich im Rahmen eines Flächenwidmungsverfahrens einstimmig für die Erhaltung der Geschäftslokale und damit gegen die Errichtung weiterer Kleingaragen auf der Lerchenfelder Straße aus. Im Grünen Neubau gibt es diese Regelung bereits seit einigen Jahren.

Dennoch wird im Oktober 2013 in der Lerchenfelder Straße 138-142 aus einem Geschäftslokal eine Kleingarage. Die ÖVP Josefstadt, die in Person der Bezirksvorsteherin Parteienstellung bei allen Baugenehmigungen im Bezirk hat, winkt – frei nach ihrem Motto „Hier könnte ihr Parkplatz sein“ – solche Projekte durch, ohne mit der Wimper zu zucken. Wie sonst ließe sich erklären, dass im Jänner 2014 in der Lerchenfelder Straße 58 neuerlich ein Geschäftslokal Platz für eine Kleingarage machen muss. Eine eventuell gegebene Stellplatzverpflichtung auf Grund des Dachbodenausbaus ließe sich – wie in der Wiener Bauordnung vorgesehen – leicht durch Anmietung vorhandener Stellplätze in der Nachbarschaft erfüllen. In der G(roßg)arage Lerchenfelder Straße 76 sind Stellplätze frei und werden auch vermietet!

Dass die „Mariahilferstraße neu“ zu Verkehrsverlagerungen führen wird, ist spätestens seit Mai 2012 bekannt. Damals haben die angrenzenden Bezirke Verkehrsprognosen erhalten und die Grünen Josefstadt haben keine Gelegenheit ausgelassen, darauf zu hinzuweisen, dass begleitende, verkehrsberuhigende Maßnahmen in der Josefstadt notwendig sind. Eine Umdrehung der Albertgasse würde z.B. nicht nur die Lerchenfelder Straße, sondern auch den Josef-Matthias-Hauer-Platz entlasten und dessen Umgestaltung zum Bezirkszentrum für die Josefstadt erlauben. Die Lange Gasse wird nach neusten Zählungen täglich von fast 4000 KFZ befahren. Als Schleichweg parallel zur Zweierlinie trägt sie damit erheblich zum Verkehrsaufkommen in der Lerchenfelder Straße bei, eine Beruhigung hätte damit ebenfalls positive Auswirkungen. Statt ernsthaft und ergebnisoffen über all diese Vorschläge zu diskutieren wird seitens der ÖVP-Bezirksvorsteherin offensichtlich lieber gegen die Neugestaltung der Mariahilferstraße polemisiert.

Nach Aussagen von AnrainerInnen hat sich das wahrgenommene Verkehrsaufkommen in der Lerchenfelderstraße nach anfänglicher Zunahme mittlerweile wieder „normalisiert“, sprich: zu den Hauptverkehrszeiten ist der Verkehr in der Lerchenfelder Straße dicht wie eh und je. Offensichtlich haben viele VerkehrsteilnehmerInnen, wie der Verkehrsexperte Prof. Knoflacher zu sagen pflegt, „intelligent und eigennützig“ auf die neuen Bedingungen reagiert und sind auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel umgestiegen. Denn insgesamt hat der Verkehr laut aktueller Verkehrszählungen im Einzugsgebiet der Mariahilfer Straße um rund 13,500 Fahrzeuge pro Tag abgenommen!

Bildtext: Wollen verhindern, dass aus alten Geschäftslokalen Garageneinfahrten werden: Stv. Bezirksvorsteher Alexander Spritzendorfer & Klubobfrau Doris Müller (Foto: Die Grünen Josefstadt)

Leave a Reply